Zwischentöne
Der Tod enttäuscht genauso.
Er verklärt den Blick, romantisiert die Erinnerung, lässt kein Leben stillstehen. Die Erde dreht sich weiter, Rücksicht nimmt man nicht mal auf sich selbst, Zeit schleudert ohne Schonwaschgang deine Bekenntnisse.
Die Erleuchtung bleibt aus.
Das einzig Gute daran: die große Angst vor dieser Besonderheit, dem schwarzen Nichts, wird weniger, versteckt sich, entschwindet.
Vielleicht reicht das als Erkenntnis; vielleicht gibt es gar nicht mehr.
Und so regnet es sacht ans Küchenfenster meiner Erinnerung. Die Zigarette zwischen meinen Fingern ist ein Trugbild, der Rauch nur Eitelkeit.
Meine Träume sind nicht mehr hier; ich habe sie zusammengeklaubt und in die Gegenwart gestreut. Sie warten dort auf mich, so lange ich noch hier verweilen muss. Und das muss ich. Um mit den Geistern zu sprechen, die mich noch plagen; um mit ihnen Wein zu trinken in diesem Zwist.
Nicht sie sind es, die verstehen müssen, sondern ich. Also höre ich nun erstmal zu.
Nachwort
Nun fällt also der Tod herab
und zeigt uns Jahr für Jahr erneut
dass er nicht schwarz und dunkel ist
sondern sich an den Farben freut
Vielleicht so denke ich bei mir
kann man das Sterben nicht verstehen
doch könnte man so vieles schlicht
mit den Augen eines Baumes sehen
So hieße Tod nur Winterruhe
ein Vorbereiten auf das Leben
und jeder sollte dieses Wissen
an jedes Kind dann weitergeben
Moloko Print 109 | 2021
© Dakini Böhmer
Cover Sebastian Unterrainer
Illustrationen Sebastian Unterrainer
Gestaltung Andrea Lühr
Gesetzt aus der Bodoni
Druck Bookstation GmbH Anzing
Printed in Germany 2021
ISBN 978-3-948750-11-4
17,50 Euro